Wasserstandsmeldung 01 vom 14. Dez 2018:  Romantische Start-Up Welt!?

Pegel

Eine Wasserstandsmeldung ist eine Beobachtung und damit eine Momentaufnahme. Der gemessene Pegel wird sich je nach Tide und Witterung innerhalb von Minuten verändern.
Es ist eine Beobachtung eines dynamischen und komplexen Systems. Mehr, denke ich, muss nicht gesagt werden. 

Der Begriff Startup ist heute das Buzzword, um die neuen Wirtschaftswelt zu beschreiben. Große Unternehmen wünschen sich eine Startup-Mentalität. Unternehmen wollen so schnell und so beweglich sein, wie Startups. Sie wollen auch so günstig sein, wie Startups. Sie wollen keine Mitbestimmung. Sie wollen alles das, was Ihnen lästig ist und aus Ihrem Unternehmen einen schwerfälligen Tanker macht, über Bord werfen und sich wie ein kleines Schnellboot ( oder auch Lotsenboot)  in der Wirtschaftswelt bewegen. Machen wir uns nichts vor, alles was Wirtschaftskapitäne und Manager am eigenen Unternehmen stört, wird ins Gegenteil verwandelt und schließlich auf „das Startup“ projiziert. So entsteht außen eine schöne Start-Up-Wunderwelt. Kleine Randbemerkung: hier steckt natürlich auch die Analyse für die gewachsenen und verwachsenen Strukturen im eigenen Unternehmen. Die Frage ist, wie entwickelt man daraus einen Transformationsplan? Um die Erwartungen aber beizeiten zu managen, aus einem Konzern wird sich kein Schnellboot bauen lassen.

Tanker und  Lotsen- oder Schnellboot


These 1: Start-Up´s sind eine Projektionsfläche für alles, was man im eigenen Unternehmen ändern möchte.
These 2: Manager in Unternehmen wissen, was Sie sich anders wünschen. Es mangelt an der Idee, der Bereitschaft, dem Mut, dem Fachwissen oder dem Schulterschluss im Management, um diese Transformation anzugehen.

Schauen wir in das bunte Paket einmal hinein. Neben den Attributen der „New Work“ wie ein Tischkicker, Kaffeemaschine oder Sitzgruppen geht es um ein hartes, existentielles Geschäft. Der Gründer schart eine Gruppe von Menschen um eine Idee, ein Geschäftsmodell oder eine Innovation, die sich infizieren lässt. Die Idee und der Glaube an den Erfolg nähren das Team. Eine Mischung aus Sinn erfahren, Faszination, Goldrausch, Lebensgefühl, Unabhängigkeit, Anders-sein, Hip-sein…es gibt verschiedene Arten von Treibstoff. Ob diese Kollegen aufgrund Ihrer Sozialisation je in traditionellen Unternehmen als Mitarbeiter ankommen werden, bleibt offen. Die Ansprüche an Fokussierung auf ein Projekt, Gestaltungsmöglichkeiten, kurze Entscheidungswege und Respekt gegenüber den Experten lassen das unwahrscheinlich erscheinen. In meinem Bekanntenkreis fallen vor diesem Hintergrund Entscheidungen für ein Unternehmen mit 60 Kollegen und gegen ein renommiertes deutsches Bankhaus. Dabei helfen auch „Sicherheit“ und Dienstwagen nicht, die Entscheidung zu beeinflussen.  Aber machen wir kurz den Reality Check, um nicht ins romantische abzugleiten: auch im Startup menschelt es wie überall und ohne Funkenflug zwischen Kollegen geht es auch hier nicht ab.

These 3: Wer in einem Startup seine Karriere beginnt, wird in einem traditionellen Unternehmen nicht ankommen!

Aber bei allem Abenteurer geht es auch um den Treibstoff Finanzen. Und das ist ein knallhartes Geschäft. Ein dauerndes Ringen um die Seed Finanzierung und dann die zweite Finanzierung. Ein permanentes Verkaufen der Idee und der Person des Gründers. Die Sorge, ob das Geld reicht, ob jemand schneller ist oder die Idee sogar stiehlt. Schöne heile Welt, nein. Es ist ein hartes Business.

Welche Persönlichkeit sind hier gefragt? Nach innen die Menschenversteher nach außen der „coole“ Geschäftsmann? Es gibt im Bereich der Startups durchaus unterschiedliche Unternehmertypen. Kaltstarter mit der ersten Geschäftsidee, Wiederholungstäter, die bereits ein Unternehmen erfolgreich gemacht haben und Aussteiger aus den etablierten Firmen, um nur drei Kategorien zu nennen. Was für clevere Investoren den Ausschlag neben der Idee für eine Investition gibt, ist die Persönlichkeit des Gründers. Dementsprechend hoch sind die Anforderungen an einen Gründer:
•             Bereitschaft, viel zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen
              ( 56 Stunden pro Woche; Quelle DeutscherStartupMonitor)
•             Optimismus und Glaube an die Möglichkeit des eigenen Erfolges,
•             hohes Selbstvertrauen,
•             Risikobereitschaft und Bereitschaft, sich nicht von Rückschlägen
              entmutigen zu lassen,
•             hochgradige Motivation und Begeisterungsfähigkeit,
•             schnelle Auffassungsgabe und Fähigkeit, aus den eigenen Fehlern
              zu lernen.(Wikipedia)

Und auf diesen Druck auf den einsamen Unternehmen reagieren auch die Gründer. Im deutschen Startup-Monitor wird belegt, dass die Zahl der Teamgründungen, die der Sologründungen überholt hat. Bei den Neugründungen in Jahre 2017 überwiegen Team- vs. Sologründungen im Verhältnis von 3:1.

These 4: Die Persönlichkeit des Gründers macht den Unterschied im Fall der Sologründung, oder die Gründerpersönlichkeiten im Fall der Teamgründung.

Von zwei Gründern, mit denen ich über die Plattform Companion D verbunden bin, möchte Jonas Danzeisen zu Wort kommen lassen.

Kurzvorstellung: 
Dr. Jonas Danzeisen, Venios GMBH. https://www.linkedin.com/in/dr-jonas-j-danzeisen-292ba31/detail/background-image/
Die Venios GmbH entwickelt seit 2012 als IT Unternehmen neuartige Software-Lösungen speziell für den effizienten Umgang mit neuen Herausforderungen in der Energieversorgung. https://venios.de.

1.Mit welchem Motiv sind Sie auf der Reise?

Es gibt selten die Möglichkeit einen Markt oder ein Technologiefeld mit zu gestalten, vielleicht sogar zu Formen. Das treibt mich an. Der unbedingte Gestaltungswille.

2.Welche Menschen arbeiten bei Ihnen?

Menschen, die gestalten möchten. Im Idealfall grob abstimmen, Entscheidungen treffen, Konsequenzen tragen und erfolge Feiern und Misserfolge transparent analysieren und dann ohne Rücksicht auf Rang und Titel ausmerzen. Die Freiheitsgrade und der unbedingte Wille zum Erfolg einen die unterschiedlichen Charaktere. Menschen, denen Gestaltung wichtiger ist als unbedingte Sicherheit und ein festgeschriebener Karriereweg. In einem kleinen Unternehmen arbeiten Menschen, die oft keine Lust mehr auf die Politik in Konzernen haben und diese eingesparte Kraft dafür aufwenden, den Markt zu „beackern“ .

3.  Wie führt man in einem Startup?

Im Spannungsfeld zwischen:
zu viel und zu wenig Geld 
zu viel und viel zu viel Arbeit
zu viel, zu wenig oder überhaupt keinem Kundenfeedback zu Aufträgen 
zu viel und ….

Im Idealfall führt man es so, dass man erfolgreich ist. Dann bleibt die spannende Frage, was genau ist eigentlich Erfolg? Was macht zufrieden? Fragen über Fragen… und trotzdem mache ich morgen weiter.

Dirk Keune, JOBODO 


JOBODO ist ein junges Start-up, das am Beginn 2019 mit einer neuen Plattform im Umfeld Recruiting live gehen wird. Mit Details muss im Moment gegeizt werden, um die Idee zu schützen. Geleitet wird das Unternehmen von Dirk Keune, der in Sachen Startup ein Wiederholungstäter ist.  https://www.jobodo.de/

Im Fall von JOBODO bin ich als Beirat gefragt. Dabei geht es für mich darum, zu lernen, zu verstehen, zu helfen, Fehler zu vermeiden und das eigene Netzwerk nutzbar zu machen. Für mich ist eine WIN-WIN Situation. Beiden Unternehmern ist gemeinsam, dass Sie von Ihrer Idee überzeugt sind und andere infizieren können. Venios ist im Gegensatz zu JOBODO bereits am Markt etabliert. Den einen Gründer treibt die technische Realisierung, den anderen der Betrieb, weiteres Wachstum und die Auseinandersetzung mit schwierigen Kunden um.

Mein Fazit in dieser Wasserstandsmeldung lautet: Start-Up ist pures Unternehmertum mit allen Konsequenzen. Die Start-Up`s stehen als Experimentierfelder im Kontrast zu den gewachsenen und verwachsenen Konzernstrukturen. Wer an einem Start-Up Gefallen findet, ist für Konzerne nicht mehr geeignet. Aus einem Konzern-Tanker wird sich kein Schnellboot bauen lassen, aber in Sachen Manövrierbarkeit, Treibstoffverbrauch und Stimmung der Besatzung lässt sich einiges machen. Der dazu notwendige Transformationsplan steht im Mittelpunkt der nächsten Wasserstandsmeldung 02.

Links
https://deutscherstartupmonitor.de/fileadmin/dsm/dsm-18/files/Deutscher%20Startup%20Monitor%202018.pdf
https://www.companiond.com/
https://dannyholtschke.com/blog-11/startup-rollen
ttps://www.gruenderszene.de/lexikon/begriffe/business-angel-ba?interstitial
https://gruenderplattform.de/?wdm_campaign=gp-eoy-2018&wdm_source=BusinessAdvertising&wdm_ad=WP120x600

Einige Begriffe aus der Startup Welt
Hustler/Business-Typ
verkaufen das Produkt, gewinnen Partner und überzeugen Investoren.
Hacker/Coder/Ingenieur bauen das Produkt.
Designer gestalten das Produkt – entsprechend der Kundenbedürfnisse und Problemlösung.
Inkubatoren bzw. Gründerzentren sind Einrichtungen zur Unterstützung von Startups, die verschiedene Dienstleistungen zur Verfügung stellen-
Accelerator (wörtlich Beschleuniger) haben eine ähnliche Funktion wie Inkubatoren. Meist wird ein Startup dabei über einen Zeitraum von einem Quartal oder maximal einem halben Jahr betreut und ko-finanziert. Accelerator werden gewerblich betrieben, und der Accelerator nimmt als Entlohnung für seine Förderung meist einen Anteil am Startup-Unternehmen.
Ein Business Angel (kurz BA, selten auch Unternehmensengel oder Angel Investor) ist jemand, der sich finanziell an Unternehmen beteiligt und gleichzeitig die Existenzgründer mit Know-how und Kontakten in einer typischerweise sehr frühen Phase unterstützt.
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